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Echternach in Luxenburg

Echternach in Luxenburg

 

Bericht einer Exkursion vom 18. - 19.10.2014


Die Vorbereitungen und Durchführung des Römertages Ende August in Rheinbach hatte für unsere traditionelle  Exkursion eigentlich

nur noch das dritte Wochenende im Oktober  offen gelassen.

Der stark verregnete Römertag hatte die Gemüter verunsichert; sollte schlechtes Wetter auch diese Studienreise beeinflussen?  Doch welch ein Glück! Der anfängliche Morgennebel wich mit zunehmender Fahrt durch die Südeifel. Strahlende Sonne empfing die 39 Teilnehmer starke Gruppe in Echternach, dem Kleinod der Region Müllerthal.Dieser  Stadt mit ihrer über 1300 Jahre alten Geschichte  stellten wir uns in einer ausführlichen Führung durch den Altstadtkern.  Schon der Marktplatz wies die Wichtigkeit  des Ortes mit  auffälligen Zeugen der Vergangenheit auf, sei es das Justizkreuz als Zeichen der Gerichtsbarkeit des Klosterabtes,  sei es der Denzelt (Dingstuhl) des Justizpalastes aus dem 15. Jahrhundert.

Richtig bedeutend  für das große Publikum aber wurde Echternach durch seine Kirchen:  Die Sankt Willibrordus Basilika, deren Anfänge schon in dem Jahr 700 liegen dürften und von dem berühmten irischen Missionar Willibrord  errichtet wurde, unterlag natürlich im Lauf der Jahrhunderte mehrmaligen Umbauten. Geblieben aber ist das erstmalig zu sehende Hauptmerkmal der romanischen dreischiffigen Basilika: ein Stützenwechsel, wobei Rundbögen mit rechteckigen Stützpfeilern abwechseln und richtunggebend für spätere Bauten im Rheinland wurden.

Die berühmte Echternacher Springprozession ist jedes Jahr am Pfingstdienstag ein religiöses und kulturelles  Ereignis von überregionaler Bedeutung.  Der Ursprung  der Prozession liegt wohl in karolingischer Zeit und gedenkt einer Ära, in der man  sich hysterische Anfälle, die sich durch unkontrollierte heftige Bewegungen in Form des sog.Veitstanzes  äußerten, nicht anders erklären konnte, als vom Teufel besessen zu sein. Wer anders konnte  besser helfen als Mutter Kirche, bzw. der Hl. Veit?

Auch die Peter-und Paul Kirche  stammt aus merowingischer Zeit. Ursprünglich ein Kloster wurde es dem Mönch Willibrord geschenkt und im Laufe der Jahrhunderte mehrmals umgebaut. Interessant sind die Gewölbemalereien aus der Spätgotik, deren Blüten- und Blumenelemente keine den anderen gleichen.

Heute noch sieht man Spuren einer römischen Wehranlage, auf deren Resten sich die Kirche erhebt. Der Ort war also schon zu römischer Zeit militärisch wichtig. Hatten sich hier doch 2 Hauptstraßen gekreuzt, die die Verbindung  zu den damals berühmten Städten wie Köln, Trier und Aachen herstellten. Zudem hatte man die Kontrolle über den Fluß Sauer.

Kein Wunder, dass sich in der näheren Umgebung bald  römische Privatleute,  seien es Händler, ehemalige Offiziere oder römerfreundliche keltische  Treverer niederließen, die sich der Landwirtschaft als Haupterwerbsquelle  bedienten und Gutshöfe (Villae rusticae) einrichteten, deren Spuren wir am Nachmittag in der Villa Echternach  bewundern konnten. Wir staunten über die Weitläufigkeit der Anlage. Mit ihren Maßen von 118 x 62 m  erreicht allein das Herrenhaus die Größe eines Fußballfeldes. Luftbilder und geophysikalische Erkundungen legen die Vermutung nahe, dass zum Wirtschaftsteil noch mindestens 10 weitere Gebäude  gehörten, wie uns die  höchst kompetente Führerin humorvoll plaudernd zu erzählen wußte. Sehr angenehm war die Farbgestaltung der Anlage; so konnte man schon allein durch eine Sicht von oben über das Gelände die Funktion einzelner Gebäudekomplexe erkennen.

Natürlich gehörte auch ein eigenes Bad zu den Annehmlichkeiten des Hauses.Leider läßt sich nichts über die Identität der Hausherren aussagen, es gibt keine Zeugnisse aus dieser Zeit und auch keine Spuren. Nur soviel scheint sicher, dass es bei den Herren dieser Anlage um außergewöhnlich wichtige Persönlichkeiten gehandelt haben muß: Anders läßt sich der Luxus des Interieurs ( Marmortäfelungen, Mosaikfußböden, Säulengänge, Empfangshalle und Fußbodenheizung ) nicht erklären.

Hatte man mit dieser Anlage ein Areal ausgegraben, auf deren Fundamenten und Gebäuderesten man keinen Rekonstruktionsversuch  unternahm, so hatten wir am nächsten Tag die Gelegenheit,  eine Villenanlage zu  besichtigen, bei der man ganz bewußt durch den Auf- und Ausbau der Gebäude und  liebevoller Innenausstattung die Antike wieder auferstehen lassen wollte. Puristen mögen diese Form einer (möglichst wahrheitsgetreuen) Spiegelung römischen Lebens tadeln, aber interessant wirkte diese Anlage dennoch. Wir sprechen von der berühmten Villa Borg (Mitte 2. Jhdt. nach Chr.) nahe der luxemburgischen Grenzstadt Perl. Jeder vermeintliche Kenner der Antike wird mit Sicherheit auf dargestellte Einzelheiten stoßen, die ihm nicht zusagen; angreifbar machen sich die Gestalter der Innenräume mit Szenen aus dem häuslichen Leben allemal, weil hier viel Interpretation nötig ist, wie man literarische Zeugnisse gegenüber  tatsächlichen Funden wertet.

Es sei noch ein Kleinod erwähnt: Es lag gewissermaßen auf dem Weg: die Villa Nennig (in Wies) mit dem berühmten Mosaikfußboden. Größer als das Dionysosmosaik im Römisch Germanischen Museum Köln zeigt es Gladiatorenszenen (3. Jahrh. nach Chr.)

Ein Empfangsraum  geschmückt mit 6 achteckigen Medaillons und einem quadratischen Hauptmotiv, zu dem noch ein Marmorspringbrunnen gehört, was war denn dann noch zu erwarten, wenn allein schon der Fußboden von 160 qm (!) solch eine Aura von Reichtum verbreitet! Ist es die Auswahl der Motive, die einen daran zweifeln lassen, ob der Hausherr ein Mann von erlesenem Geschmack war? Vielleicht war er sogar ein reich gewordener ehemaliger Gladiator, der sich von seinem Geld diese Villa leisten konnte und zur Bewirtschaftung genügend Fachpersonal kaufen konnte. Wer weiß das schon, auch von diesem Besitzer gibt es keine Lebenszeugnisse.


Der Raschpetzer Tunnel bei Walferdange


Vor gut 30 Jahren hatten zwei junge Ingenieure im Helmsinger Wald  eine Bodensenke entdeckt. Neugierig geworden grub man die Vertiefung aus, stieß schon bald auf behauenen Stein und einen kreisrunden, ca 1m breiten Schacht, der unglaubliche 36m in die Tiefe ging. Entdeckt wurde auch ein horizontaler Stollen, der sich schnell als eine längst in Vergessenheit geratene römische Wasserleitung entpuppte.

Endlich war das Rätsel gelöst, wie die Römer das Kunststück fertiggebracht hatten, Quellwasser, das auf der anderen Seite eines Berges  reichlich vorhanden war, durch den Berg zu leiten und ein Gefälleniveau von  0.6 Promille  herzustellen. In den Jahren 1986   2001 wurden durch die Eigeninitiative dieser 2 Ingenieure und des Vereins SIT, der dieses Vorhaben seitens der Gemeinde unterstützt,  Gelder locker gemacht und diese Leitung Stück für Stück erforscht. Auch unser Vorstandsmitglied Prof. Dr. Klaus Grewe war damals in die Erforschung der Wasserleitung mit eingebunden und hat manche wertvolle Anregungen gegeben. Am Ende stand die archäologische Sensation. Man hatte die tiefste  Qanat Anlage der Römer jenseits der Alpen entdeckt.

Durch die Vermittlung von Klaus Grewe war es gelungen, Kontakt zu den damals Hauptbeteiligten herzustellen. Bereitwillig führten  uns die beiden Ingenieure, Herr  Pit Kayser und Herr Guy Waringo entlang der Leitung, ließen uns an einigen Stellen Einblick nehmen. Die Ausgrabungsgeschichte von den beiden Herren zu vernehmen, die unter unglaublichen Mühen die engen Stollengängen selbst durchkrochen hatten und trotz aller Sicherungsvorkehrungen nie sicher sein konnten, wirkte besonders authentisch.

Am Ende der über zweistündigen Führung stand noch ein kleiner Umtrunk auf Einladung des Vereinsvorsitzenden, Herrn Henri Werner, was der gastfreundlichen Aufnahme noch die Krone aufsetzte.

Ohne es zu wissen, war dieser Tunnelbesuch in Walferdange der Höhepunkt unserer  Exkursion. Bleibt noch zu danken  dem Organisator der Fahrt, Herrn Peter Lahl,   der auch diesen Programmpunkt in der Tourplanung  geschickt eingebracht hatte. Alle Teilnehmer der Reise dankten Herrn Lahl auch für die sonstige perfekte Durchführung, die die Einhaltung  der Zeiten, die gute Unterkunft, sogar die Mahlzeiten regelte. Die schöne Reise klang stilecht im Hof der Villa Burg mit einem römischen „mulsum“ und kleinen Häppchen aus.

Rolf Greiff, im Oktober 2014

Fotos: Friedhelm Becker

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