Freundeskreis Römerkanal e.V.

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Kalkbrennerei in Iversheim

Besuch der römischen Kalkbrennerei in Iversheim und der Stiftskirche in Bad Münstereifel

 

Exkursion des Freundeskreises Römerkanal vom 15.07. 2017

Zum Bauen eines Hauses braucht man nicht nur Steine, sondern auch das Bindemittel: Wasser, Sand und Kalk. Die Römer mit ihrer Vorliebe, Dauerhaftes zu schaffen, mussten das Problem lösen, beim Bau ihrer Wasserleitungen auf diese Rohstoffe möglichst ortsnah zugreifen zu können. Die Versorgungslage bei unserer Leitung von Nettersheim nach Köln war in dieser Hinsicht einfach ideal:

Wasser gab es, Sand oder Kiesgruben und Kalkgestein war in überreichem Maße wegen der Ablagerungen aus dem Meer der Devonzeit, das die Gegend um Sötenich in ca.25km Länge nach Norden bedeckt hatte, vorhanden.

Kalk aber musste erst einmal in einem bis heute aufwändigen Verfahren gewonnen werden. Hierzu dienten die Kalkbrennereien, die das Gestein (z. B.Dolomit) auf über 1200 ° Celsius erhitzen mussten, damit sich daraus  gebrannter Kalk bilden konnte.

In Iversheim befand sich hinter der Kalkbrennerei ein Steinbruch, der seit der Römerzeit  das Ausgangsmaterial lieferte. Nachgewiesen ist die Inbetriebnahme ab 150 n. Chr. mit 6 Öfen, die aus Grauwacke  mit Ton verlegt worden sind. In Iversheim befand sich das Kalkzentrum für das römische Rheinland. Der Transport erfolgte über die damals  noch schiffbare Erft und über den Rhein. In Xanten ist belegt, dass die Colonia UlpiaTraiana  Iversheimer Kalk benutzt hat. Bis nach 300 n. Chr. hat das römische Militär diese Anlage betrieben.

Herr Russ, der Vorsitzende des Iversheimer Verschönerungsvereins, ließ es sich nicht nehmen, eine  Gruppe des „Freundeskreises Römerkanal“ persönlich durch diese nur selten dem Publikum zur Verfügung stehende Anlage zu führen. Anschaulich erklärte er den  komplizierten Prozess vom Brennen des Calciumcarbonats zum um die Hälfte leichteren gebrannten Kalk und dann seine Verwendung im Wasser gelöscht, den man schließlich vor Ort mit Sand für den Mörtel  oder Kieselsteinen als Zuschlag für opus Caementicium vermischte. Dass beim Brennen des Kalksteins Unmengen von Holz damals wie heute nötig waren, lässt einen heutigen  Umweltschützer nur erschaudern: Für einen Ofen waren 60 Festmeter nötig; man kann nur erahnen, wie viel Wald  gerodet werden musste, um bei 10 Betrieben im Iversheimer Kalkzentrum die beachtliche Produktion von 40.000 t Kalk zu erhalten!

Zum krönenden Schluss bewies Herr Russ noch in einem Experiment, wie der gebrannte Kalk mit Wasser reagiert: besonders die 2 Kinder in der Gruppe  konnten von den Knallgeräuschen  des zerfallenden und wassergelösten Kalks nicht genug kriegen.

Abgerundet wurde der Tag durch den Besuch der Stiftskirche in Bad Münstereifel, deren Patrone Chrysanthus und Daria als Reliquien am 25.10. 844 vom Abt Markward aus Rom  nach dort verbracht worden waren. Als Kloster ist aber schon eine kleine Holzkapelle von Mönchen des Hl. Willibrord um 700 beurkundet. Um 1100 war die Anlage aber durch einen Brand zerstört und durch eine dreischiffige, querschifflose Pfeilerbasilika mit dreitürmigem Westwerk ersetzt worden. Nötig war der Neubau aber auch durch den hohen Ansturm der Gläubigen, die bei den Märtyrern Beistand erbaten. Eine Umwandlung in ein Kanonikerstift gab dem prachtvollen Bauwerk den heutigen Namen. Im Zuge der Säkularisation wurde 1803 das Stift aufgelöst und zur Pfarrkirche  umgewidmet.

Besonders interessant war für uns der Altarraum der Kirche. Hatten sich schon am Eingang zur Kirche 2 Säulen aus Aquäduktmarmor ausmachen lassen, so zeigte sich im Chor ein gemauerter Altarblock aus dem ersten Jahrzehnt des 11. Jahrhunderts, dessen Deckplatte (170 x118 x 10-12 cm ) aus dem Kalksinter eines Beckens unserer römischen Wasserleitung stammte. Der wunderschöne rötlichbraune polierte Marmor  verfehlte nicht seine Wirkung. 16 Säulen im Hochchor zieren den Raum. Prof. Dr. Klaus Grewe schreibt in seinem Buch:„Aquädukte“, dass selbst die Treppenstufen zum Altarraum  aus Kalksinterplatten bestanden hätten, von denen leider aber nur noch eine erhalten geblieben sei.

Leider sei manches durch eine unselige Renovierung in den 1950er und 60er Jahren auf dem Bauschutt gelandet und nur durch einen aufmerksamen Bürger gerettet und aufbewahrt worden, der es später dem Landesamt für Bodendenkmalpflege übergeben habe. Außen an der Nordseite der Kirche erkenne man noch 2 Kalksinterplatten, die als Stürze über den Türen zum ehemaligen Kreuzgang gedient hatten. Der im Übrigen sehr engagierten Führerin  waren diese Besonderheiten nicht so präzise bekannt wie ihre umfassende Kenntnis der Baugeschichte und des Inneren der Kirche. Daher bleibt ein späterer Besuch der Kirche mit der Suche nach den letztgenannten Details eine spannende Aufgabe.


Wie sinnvoll die Verbindung der zwei Besuchsziele war, zeigte sich auch im begeisterten Urteil der Teilnehmer der kleinen Exkursion und es mal wieder die Weisheit des Spruchs bezeugte: „Warum in die Ferne schweifen, wo das Gute liegt so nah?

Rheinbach, im Juli 2017

Rolf Greiff

(2. Vorsitzender)

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