Freundeskreis Römerkanal e.V.

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Das römische Raetien

EINE ZEITREISE INS RÖMISCHE RAETIEN

 

Exkursion vom 7.- 11. Juni 2018

Die diesjährige Tour des Freundeskreises führte uns entlang des bayerischen Limes über den Spessart-Main-Odenwald, das romantische Franken, Altmühltal und Oberbayern.

Anlaufpunkte waren:



Das römische Erbe in Bayern hat in Form von rekonstruierten Limeskastellen, Thermenanlagen und Funden in liebevoll ausgestatteten modernen Museen nachhaltige Spuren hinterlassen, die in der 36köpfigen Reisegruppe unter der bewährten Führung von Peter Lahl teilweise helle Begeisterung erzeugte.


Es würde zu weit führen, in aller Ausführlichkeit die Eindrücke an den jeweiligen Orten wiederzugeben. Daher beschränke ich mich im Folgenden auf die wohl wesentlichen Höhepunkte unserer Reise.

In OBERNBURG empfing uns schon ein in römischer Tunika gewandeter Legionär in Freizeitkluft, d.h. ohne militärische Rüstung. Das kleine Museum zeigte nicht nur Funde aus dem Römerkastell, welches den Main am sog. „Nassen Limes  bewachte,  sondern enthielt eine bisher noch nicht gesehene Dichte von Hinweisen auf die herausgehobenen Funktionen der Benefiziarier, die im römischen Heer eine Vielzahl von verantwortungsvollen Aufgaben ausgeübt hatten. Durch Kleidung und Dienstgrad (principales) herausgehoben, übten sie das Recht auf Bestrafung bei Vergehen,zur Kontrolle des Warenverkehrs aus; Schreiberfunktionen im Heer u.v.a. gehörten auch zu ihrem Aufgabenbereich. An besonders gefährdeten Punkten waren sogar Benefiziarierstationen eingerichtet; besonders erwähnenswert ist ihre Unabhängigkeit gegenüber den lokalen Dienststellen, die auch dadurch gewährleistet wurde, dass sie ihren Posten immer nur ein halbes Jahr bekleiden durften. ( In dem Zusammenhang weise ich noch gerne auf das aufschlussreiche Referat über die Benefiziarier im Imperium Romanum  unseres Vorstandsmitgliedes H.D. Maurer hin, welches er sicher gerne interessierten Lesern auf Anfragen zustellen wird.)

Vorführung römische Wasserorgel

In WEISSENBURG gerieten die römischen Thermen mit ihrer bemerkenswerten Präsentation fast in den Hintergrund, weil uns dort eine Vorführung besonderer Art erwartete. Durch einen Tipp unserer Beirätin Frau Kokott gelang es im Vorfeld der Planung Herrn Lahl, den Leiter der Musikschule zu einer Vorführung einer Wasserorgel- erbaut nach römischem Vorbild – zu gewinnen. Herr Justus Willberg erklärte nicht nur den Nachbau solch eines Instruments, sondern brachte es in unnachahmlicher Weise zum Klingen, indem er sogar antikes Notenmaterial, was sog. Experten bislang für undeutbar erklärt hatten, benutzte und sozusagen „vom Blatt spielte“. Unglaubliche Töne entlockte er nicht nur der Orgel, sondern er führte auch noch die antike Doppelflöte (Aulos) und die - nicht nur durch die Szene aus dem Film „Quo vadis“ mit Peter Ustinov als Kaiser Nero bekannte Cithara ( 7-saitige Leier) vor, wobei er auch gesanglich uns Zuhörer verzauberte.

Das Kastell Biriciana ( keltisch: birc –Berg) konnte vollständig freigelegt werden, es lag außerhalb späterer Bebauung der Stadt. Eine 500 Mann starke Reitertruppe ( Ala Prima Hispanorum Auriana ) hatte die Grenze zu Germanien zu bewachen und hatte nach der Gründung um 100 n.Chr. seine Wandlung von einer ursprünglichen Holzanlage zu einem Steinkastell vollzogen. Seine Blütezeit war verbunden mit einem angrenzenden Vicus - dem oft zu beobachtenden zivilen Anhängsel einer Militäreinheit- das bis zu den Germaneneinfällen um 253/4 n. Chr. überdauerte.

Heute ist das Kastell Biriciana zu Recht Teil des UNESCO- Welterbes „Grenzen des Römischen Reiches“.

Führung mit Legionär

Der Besuch des Kelten-Römer-Museums im oberbayrischen Manching (bei Ingolstadt) war allein schon dadurch lohnend, dass ganz im Sinne der modernen Museumspädagogik die unterschiedlichen Welten der hochzivilisierten Römer und der handwerklich hochbegabten Kelten gegenübergestellt wurde. Die Rekonstruktion eines Keltenhauses, die eigentümliche Art des Totenkultes, das Modell eines keltischen Oppidum wurde aber durch die besonders augenfällige „Präsentation“ des berühmten Goldschatzes (3,7 kg Goldmünzen !!) und eines goldenen Kultbäumchens „getoppt“. Der römische Teil des Museums zeigte vor allem aus Hafenschlick geborgene Lastschiffe, die ohne Kiel selbst flache Gewässer befahren konnten.

Was muss immer Bestandteil unserer jährlichen Exkursionen sein? Richtig: Wasser und seine technische Nutzung. Eine Fahrt zum „KARLSGRABEN“ nach Treuchtlingen-Graben sollte verdeutlichen, wie schon seit 792/3 (nachgewiesen durch dendrochronologische Messungen der dort gefällten Bäume) König Karl den Bau eines Kanals forcierte, der eine anfänglich militärisch nützliche Verbindung der Flusssysteme Rhein-Main und Donau herstellen sollte. Eine spätere Nutzung für die Händler war nicht von langer Dauer, weil mit der mangelnden Pflege des Systems auch der praktische Wegevorteil für die Händler entfiel. Auch wegen der vielen erhobenen Schiffszölle war der Gewinn aus verkauften Waren zu gering geworden.

Die Idee einer Wasserverbindung zwischen Main und Donau wurde aber im 19.Jahrhundert später durch König Ludwig I. als LUDWIG-MAIN-DONAU-KANAL realisiert. An einer Schleuse in BERCHING sahen wir einen Teil dieses ehrgeizigen Projekts gut präsentiert. Als Erholungs- und Wassersportgebiet erfährt dieser Kanal auch heute noch seine Nutzung.

Und noch ein Jahrhundert später führten die neuen wirtschaftlichen Verhältnisse zum Bau des neuen MAIN-DONAU-KANALS; der als Prestigeobjekt der Bayrischen Landesregierung trotz Protesten vieler Naturschützer in den 60er Jahren gebaut wurde und die 171 km lange Strecke von Bamberg (Main) bis Kelheim (Donau) erfasste. Auch hier zeigte sich bald die mangelnde Wirtschaftlichkeit, so dass der Kanal eigentlich heute als ein Tourismusparadies mehr Geld einbringt.

Die beiden letzten Tage waren Augsburg gewidmet. Die altehrwürdige AUGUSTA VINDELICUM ( oder VINDELICORUM ) bot -wie vor 2 Jahren Regensburg- die ganze Bandbreite einer Stadtentwicklung seit Römerzeiten über Mittelalter, Renaissance und Barock bis zur Neuzeit in allen Superlativen an.


Herausgreifen will ich nur ganz wesentliche Punkte:


1. Die originelle Ausstellung römischer Stadtgeschichte im Zeughaus bediente sich bewusst aus gelagerten Kisten und machte geschickt aus der Not eine Tugend. Schon seit 30 Jahren ist man sich von Seiten der Stadt nicht über einen eigenen Standort für ein Römermuseum einig. Und dieses „Provisorium“ wurde liebevoll von engagiertem Fachpersonal präsentiert.

2. Der geschichtsträchtige „GOLDENE SAAL  im Augsburger Rathaus entzückte alle Besucher. An Decken und Wänden entfaltet sich die ganze Pracht der Spätrenaissance. Nicht nur das Rathaus, sondern der im 3. Stockwerk gelegene Prunksaal zählt zu den bedeutendsten Kunstdenkmälern dieser Epoche.Bemerkenswert ist hier der deutliche Bezug zu römischen Themen, wie auch das ganze Augsburg sich in erster Linie als Römerstadt versteht. Eine Erklärung liegt darin, dass die Augsburger nach der Reformation bewusst einer Auseinandersetzung zwischen katholischem und protestantischem Glauben aus dem Wege gehen wollten und der Wiederbelebung der Antike in der Kunst, der Architektur und Literatur ihre Hauptaufgabe sahen.


3. Hochinteressant bei der Stadtführung war der Besuch der FUGGEREI. Die von den Fuggern eingerichtete Häusersiedlung für arme, bedürftige Augsburger war eine soziale Stiftung. Noch heute hat diese Stiftung durch den Zinsertrag der 400 Jahre alten Einrichtung Bestand. Aufnahme findet übrigens gegenüber den alten Bestimmungen unter nur leicht modifizierten Bedingungen statt; natürlich sind die Wohnungen heutigen Bedürfnissen angepasst. Wir konnten beeindruckt solch eine Musterwohnung besichtigen.

4. Den Aspekt der Wasserwirtschaft in Augsburg stellte eine Führung besonders eindrucksvoll heraus. 29 Kanäle versorgten die Stadt mit dem lebenswichtigen Nass aus Quellgebieten der Alpen. Kein Wunder, dass sich Berufe wie Gerber, Müller, Tuchhandwerker und Papierhersteller in dieser Stadt etablieren konnten und mit ihrer Arbeit zum Wohlstand beigetragen hatten. Natürlich wurde das Wasser auch zur Reinigung und Transport bestimmter Güter benutzt. Die 6 Grad kalte blaue Strömung schoss mit atemberaubender Geschwindigkeit durch die Kanalrinnen der Unterstadt und sorgte für spektakuläre Momente, wenn mal gerade ein Betrieb seine Schleusentore geöffnet und sein Wasser in den Hauptkanal geleitet hatte.

Der letzte Tag war der Heimfahrt geschuldet; es hieße aber, Herrn Lahl zu unterschätzen, wenn er nicht auch ein besonderes Schlusszeichen zu setzen gewusst hätte. Dieses war der Besuch des LIMESEUMS im Römerpark Ruffenhofen. Trotz des normalerweise montags geschlossenen Museums führte uns der Leiter durch den architektonisch preisgekrönten Halbrundbau, der von seinem Panoramafenster aus einen wunderbaren Ausblick auf die Ebene, in der das Römerkastell zur Bewachung des Limes errichtet worden war, bot. Das Museum erklärt anhand der Funde das Alltagsleben der Römer durch eine historisch belegbare Figur des Soldaten DECEMBER und seiner Familie, mit der er im Vicus lebt. Sehr familienfreundlich laden manche Stationen zum interaktiven Tun ein.

Schweigen wir über die zähe Heimfahrt: Bei strömendem Regen hangelten wir uns von Stau zu Stau, und zu guter Letzt war auch in die angefahrene Raststätte der Blitz eingeschlagen. Aber wir alle sind doch gut zu Hause angekommen.

Die Reisegruppe dankte Herrn Dr. Henning von Köller für die mittlerweile obligatorisch gewordene Busreisezeitung und Herrn Peter Lahl für eine wieder gut ausgewogene Planung und für die richtige Auswahl der guten Hotels in Weißenburg und Augsburg.

Rheinbach, 16.6.2018

Rolf Greiff

Fotos: Friedhelm Becker

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