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Saarland und Frankreich

Exkursion ins Saarland und nach Frankreich

 

vom 27. – 30. 6. 2019

Die diesjährige Reise auf den Spuren der Römer führte die Reisegruppe in den Südwesten Deutschlands, wobei zunächst die berühmte Stadt Metz von französischem Boden aus nicht nur wegen der uns bekannten Hotelunterkunft einen wieder interessanten Ausgangspunkt für die weiteren Ziele bot.

Leider stellte aber die große Hitze nicht nur unseren Organisator Peter Lahl vor neue Herausforderungen.Geplant war für den Nachmittag der Besuch des Bahnhofs und des Centre Pompidou. Das Tourismusbüro hatte schon signalisiert, dass eine Führung unter freiem Himmel bei über 37 ° C ausfallen müsste. Kurzerhand wurde darauf eine Führung durch die Kathedrale St. Etienne anberaumt. Die meisten hatten zwar schon in 2015 bei unserem ersten Besuch in Metz die großartige Kirche kennen gelernt, aber das angenehme Raumklima und eine engagierte Führung boten mehr als einen Ersatz. Das Hauptaugenmerk richtete sich dieses Mal auf die Intentionen der Künstler, die zu verschiedenen Zeiten eine über 6000 qm große Fensterfläche gestalten durften, wobei nicht nur die berühmten Marc-Chagall-Fenster mit ihren markanten Blautönen Bewunderung auslösten.

Einige aus der Gruppe schreckte aber die große Hitze nicht; sie hatten auf eigene Faust den berühmten Bahnhof aus der Wilhelminischen Epoche und verschiedene Ausstellungen im Centre Pompidou besucht.

Der nächste Tag stand voll im Zeichen der gallo-römischen Ausgrabungen von Grand am Hang der Vogesen. Der ehemalige Vorsitzende unseres Partnervereins  S.I.T. Walferdange in  Luxemburg, Herr Henri Werner, hatte schon im Vorfeld der Reiseplanung auf dieses 50 ha große antike Gelände aufmerksam gemacht und sich gerne bereit erklärt, die in Französisch gehaltenen Führungen  ins Deutsche zu übersetzen. Denn die mit viel Liebe zum Detail kommentierten Ausgrabungen richteten sich ausschließlich an frankophone Besucher.  Die Reisegruppe zeigte sich glücklich über die wichtige Unterstützung durch unseren Freund Henri Werner und seiner charmanten Gattin, die an diesem Tag extra von Luxemburg zu uns nach Metz gefahren waren.

Die ersten Grabungen hatten schon 1883 begonnen. Besonders fiel der Blick auf einen sehr gut erhaltenen 232 qm großen Mosaikfußboden einer Basilika; auch die Rekonstruktion eines in den Hang gebauten Amphitheaters zeigte die wohl hervorragende Bedeutung dieser Stadtanlage, die sich im ersten Jahrhundert n.Chr. um ein Heiligtum für den Apollo Grannus bildete.

Hier war offensichtlich schon die Verschmelzung zweier wesensähnlicher Gottheiten, des römischen Apollo und des gallischen Grannus, als ein recht frühes Zeugnis der Romanisierung Galliens ganz glänzend gelungen.Begeistert waren die Teilnehmer auch von den zahllosen Bodenfunden, die in den verglasten Nischen Hinweise auf einen regen Zuspruch kranker Heilungsgläubiger gaben: Äsculap und Hygeia als weitere Fachgottheiten für die Medizin waren ebenso vertreten wie Votivgaben für Heilungen.

Nach einem erholsamen Mittagsmenü im Ort Grand erwartete uns nach wenigen Kilometern im Ort DOMREMY-LA-PORCELLE   eine Kultstätte, die vor allem nationalbewusste Franzosen einmal im Leben besucht haben müssen:


Das Geburtshaus von Jeanne d´Arc. In einer einstündigen Führung wurde der Bogen über die komplizierte Geschichte des sog. Hundertjährigen Krieges im 15. Jahrhundert zwischen England und Frankreich und der nach ihrem Tode heilig gesprochenen Johanna von Orleans (1412) geschlagen. Für den nichtfranzösischen Touristen mag der Kult vielleicht als eine quantité negligeable durchgehen, aber stellt sicher einen nicht unwichtigen Baustein für das Verständnis nationaler Eigenarten dar.

Am Samstag widmeten wir uns aber wieder unserer Kernkompetenz. Die Fahrt führte die Gruppe ins Saarland nach Bliesbruck-Reinheim, wo in einem Kulturpark römisches Leben (vita Romana) anhand der archäologischen Funde auf eine beeindruckende Weise widergespiegelt wurde. Der junge Leiter des Museums, ein studierter Archäologe, zeigte uns aber vorher noch das sog.  Fürstinnengrab unter einem typischen Rundhügel aus der Frühlatènezeit (370 v. Chr.) mit einer Fülle von phantastischen Grabbeigaben. In die gallo-römische Zeit des 1. Jhdts. gehörte aber in dem über 700.000 qm großen Gelände ein feudaler Gutshof, dessen riesige Ausmaße eine Ahnung vom Wohlstand der Besitzer gaben.


Auf der französischen Seite des Parks erwartete uns eine Straßensiedlung mit Streifenhäusern; eine ländliche Kleinstadt für etwa 2000 Bewohner, die sich sogar eine Therme leisten konnten und damit von dem Reichtum des vorwiegend von Handwerkern besiedelten Vicus zeugte.


In bewundernswerter Weise hatten die Teilnehmer der starken Sonnenstrahlung und den Temperaturen von 35° auf dem freien Gelände getrotzt. Da durfte man sich auf den Ausklang des Tages in Zweibrücken freuen; denn zum Abendessen ging es in den Biergarten.

Der letzte Tag brachte noch eine Überraschung. Beim Verlassen der Stadt wurden wir von einem Kurier des Fürstentums Pfalz-Zweibrücken sicher aus der Stadt eskortiert. Stilecht in voller Livree entführte uns der Hofbedienstete in die Welt der Wittelsbacher im 15. Jahrhundert. Der feine Herr lüftete aber schnell seine angenommene Rolle; er stellte sich als ein entfernter Verwandter unseres Vorsitzenden Lorenz Euskirchen vor, der nach seiner Pensionierung als Amtsrichter sein großes historisches Interesse in die Idee umgesetzt hatte, auf originelle Weise Stadtführungen in Zweibrücken durchzuführen. Seine hohe Eloquenz gepaart mit seinem feinen Humor ließ uns beim Verlassen der ehemaligen Residenzstadt anerkennend schmunzeln…..

Mit großem Bedacht schien der letzte Besuch der römischen Siedlung in Schwarzenacker (Homburg) ausgewählt worden zu sein. Hier erwartete uns nämlich als Gegenentwurf zu einem ländlichen vicus eine fast städtisch anmutende Anlage, die vor 1700 Jahren zerstört, aber durch die Ausgrabungen auf über 25 ha wieder zum Leben erweckt worden war. Die Führer nahmen uns mit auf eine Reise in die Vergangenheit, in eine Welt der Händler, Handwerker und Amtsträger. Ein großartiges Freilichtmuseum zeigt sich hier dem Besucher, in dem sogar einzelne Häuser rekonstruiert und mit einem Komfort ausgestattet sind, der den Wohlstand der Bevölkerung trefflich dokumentiert. Sichtbares Wahrzeichen des Museums ist ein auf einen hohen Sockel montierter Pentagon-Dodekaeder, dessen viel kleineres Original mit 6cm Durchmesser bei den Ausgrabungen 1980 eher zufällig gefunden worden war.

Die Besonderheit dieses Bronzekörpers mit seinen 12 regelmäßig fünfeckigen Flächen – und dabei sind die unterschiedlich großen Kreislochungen und kleinen Kugeln an den Eckpunkten noch gar nicht einbezogen! -  zeigt sich in der Interpretation seiner Bedeutung. Ströme von Gelehrtentinte sind schon seit der Antike geflossen. Unstreitig ist, dass schon der Philosoph Platon (427 – 347 v. Chr.) in seinem Spätwerk „Timaios“ diesen Körper als mathematisch vollkommen bezeichnet hatte. Inwieweit er damit zur Welterklärung beitrug, bleibe mal dahingestellt. Aber warum sollte man sich nicht auch mit einer ungelösten Frage zu einem römischen Imbiss im Gelände selbst einfinden und damit eine Reise abschließen?


Es lagen spannende Erlebnisse hinter uns; für die glänzende Organisation und seine behutsam lenkende Hand sind wir unserem Reisemarschall Peter Lahl wie immer sehr dankbar.

Rheinbach,  07. Juli 2019

Rolf Greiff

Fotos: Friedhelm Becker

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