Freundeskreis Römerkanal e.V.
Das Römerkanal-Informationszentrum
Es ist der Initiative einer kleinen Gruppe von Römerkanal-Freunden zu verdanken, dass dieses Informationszentrum den Wanderern, aber auch den übrigen interessierten Bürgern, auf dem Römerkanal-Wanderweg zur Verfügung steht. Hier in Rheinbach hat man sich im Jahre 2008 zusammengetan, um den „Freundeskreis Römerkanal e.V.“ zu gründen. Ziel dieses Vereins war es von Anfang an, ein solches Informationszentrum zu gründen. Das ging natürlich nicht ohne Hilfen von dritter Seite, wobei besonders die Mittel aus dem Europäischen Fonds für Regionalentwicklung (EFRE) als finanzielle Basis zu erwähnen sind. Die Stadt Rheinbach hat sich von Anfang an mit großem Engagement für dieses Projekt eingesetzt. Ein wichtiger Partner wird auch in Zukunft der Naturpark Rheinland sein, denn der Zugang zum Römerkanal-Informationszentrum wird durch das Naturparkzentrum des Naturparks Rheinland möglich sein. Menschen mit Behinderung können in das Informationszentrum über einen Zugang vom Parkplatz Himmeroder Hof aus gelangen (Ruftaste betätigen!). Weiterhin angegliedert ist das Glasmuseum der Stadt Rheinbach, so dass den Besuchern im Himmeroder Hof ein breites Kulturangebot zur Verfügung steht. Die wissenschaftliche Leitung der Ausstellung liegt in Händen von Prof. Dr. Klaus Grewe, der den Römerkanal ein halbes Jahrhundert lang intensiv erforscht hat. Vor der endgültigen Bleibe in Rheinbach ist diese Ausstellung bereits im Museum der Badekultur in Zülpich, im Römisch-Germanischen Museum Köln und im Römermuseum Xanten mit großem Erfolg gezeigt worden – allein in Xanten haben 102 000 Besucher die Ausstellung gesehen. In der Ausstellung wird in drei Abteilungen in verschiedene Themenbündel der Aquäduktforschung eingeführt. Damit gibt die Ausstellung einen Überblick über den neuesten Forschungsstand der Römerkanalforschung.
Das neue Römerkanal- Informationszentrum in Rheinbach
Foto: Friedhelm Becker
...wie das Wasser laufen lernte!
Die ständige Ausstellung im Römerkanal-Informationszentrum
In der Ausstellung wird der Besucher in drei Abteilungen in die verschiedene Themenbündel der Aquädukforschung eingeführt. Damit gibt die Ausstellung einen Überblick über den neuesten Forschungsstand der Römerkanalforschung.
Abteilung 1:
Die Technik des römischen Wasserleitungsbaus
Aquäduktbrücke in Segovia (Spanien) - nur Teil einer römischen Wasserversorgung, oder auch eine Demonstration römischen Machtanspruchs
Foto: Klaus Grewe
Im Aquäduktbau der Römerzeit wird eine Technik sichtbar, die Laien und Fachleute auch heute noch erstaunen lässt. Es scheint, als hätten die römischen Ingenieure den Wasserleitungsbau genutzt, um das ganze Spektrum ihres Könnens aufzuzeigen. So werden im Bau der Aquäduktbrücken Dimensionen sichtbar, als habe man die Grenzen der Schwerkraft überschreiten wollen. In der Gefälleabsteckung wurden Werte erreicht, die an den in unseren Tagen ermittelten Messergebnissen regelrecht zweifeln lassen. In Allem wird eine gründliche Planungs- und Vermessungsarbeit erkennbar. Die Ausstellung zeigt die schönsten und aufwändigsten Beispiele aus dem Aquäduktbau im gesamten römischen Weltreich. Die großartigen Brücken, die Druckleitungen und die durchstrukturierten Tunnel belegen nicht nur ein außerordentliches technisches Können, sondern sind darüber hinaus ein großartiges Beispiel für die Demonstration römischen Machtanspruchs. Neben diesen technischen Meisterleistungen wird in der Ausstellung gezeigt, mit welch einfachen Vermessungsgeräten die heute noch festzustellenden Genauigkeiten erzielt worden sind.
Abteilung 2:
Die Eifelwasserleitung – Deutschlands großartigster Technikbau der Römerzeit
Keine Wasserleitung im Imperium Romanum ist so gut erforscht wie die römische Eifelwasserleitung nach Köln, und in kaum einer anderen Wasserleitung wurden technische Elemente des antiken Wasserleitungsbaus in einer Vielfalt vorgefunden, wie hier am Rhein. Hier gelang es erstmals, die Einteilung einer antiken Baustelle in Baulose archäologisch nachzuweisen: Ein massives Tosbecken bildete die Nahtstelle zwischen zwei Trassenabschnitten. Quellfassungen, Brücken, Sammelbecken und Absetzbecken sind nicht nur archäologisch untersucht worden, sie wurden danach restauriert, wo nötig mit Schutzbauten überdacht und im Verlauf des Römerkanal-Wanderweges – einem der ersten archäologischen Themenwanderwege in Deutschland – für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Ausstellung gibt mit Fotos, Grabungsdokumentationen und Modellen einen tiefen Einblick in die Vielfalt dieses grandiosen Technikbaus
Erstmals archäologisch nachgewiesen:
Eine Baulosgrenze im Verlauf einer römischen
Fernwasserleitung
Foto: Klaus Grewe
Abteilung 3:
Vom Kalksinter zum Aquäduktmarmor – Ein Exportschlager des Rheinlands im Mittelalter
Die Vorliebe der Römer für kalkhaltiges Wasser hatte zur Folge, dass sich massenhaft Kalksinter auf den Sohlen und an den Wandungen ihrer Wasserleitungen absetzte. In der Eifelwasserleitung hatten sich abschnittsweise Kalksinterschichten in einer Stärke von bis zu 40 cm abgelagert. In der Betriebszeit der Eifelleitung hatte das noch nicht zu Störungen geführt, da die Ablagerungen den Gewölbescheitel der Leitung noch nicht erreicht hatten. Da die Transportwege zu den Marmorbrüchen in Norditalien im hohen Mittelalter für Schwertransporte nicht mehr nutzbar waren und somit nördlich der Alpen kein Schmuckstein bei den Bauten der Romanik zur Verfügung stand, mussten die Baumeister eine Ersatzlösung finden. Für die in der romanischen Zeit gebauten Kirchen, Klöster und Burgen des Rheinlandes hat man deshalb nicht nur die Steine der Wasserleitung wieder ausgebrochen, um Baumaterial zu gewinnen – ein besonderes Ziel dieses mittelalterlichen „Steinraubes“ war die Kalksinterablagerung, aus der unter der Hand geschickter Steinmetzen ein ganz besonderer Marmor entstand.
In Ermangelung anderer Schmucksteine hat man diesen „Aquäduktmarmor“ genutzt, um die Bauten der Romanik auszuschmücken. Verhandelt wurde dieser Baustoff in halb Europa: Alle Dome entlang des Hellweges, die Kathedralen von Roskilde in Dänemark und in Canterbury sowie viele Kirchen in den Niederlanden sind mit Säulen, Altar- oder Grabplatten aus Aquäduktmarmor ausgeschmückt. Die Ausstellung zeigt eine umfangreiche Aquäduktmarmor-Sammlung mit mittelalterlichen Exponaten aus Kalksinter der Eifelwasserleitung.
Text: Prof.Dr. Klaus Grewe
Kurator der Ausstellung
Ein Exportschlager des Mittelalters: Kalksinter aus der Eifelwasserleitung als Aquäduktmarmor verarbeitet als Säulen im Baldachin in der Abteikirchen von Maria Laach.
Foto: Friedhelm Becker
Anschrift: Naturparkzentrum im Himmeroder Hof
Himmeroder Wall 6
53359 Rheinbach
E-mail: naturparkzentrum@naturpark-rheinland.de
Telefon: 02226-2343
Stellen Sie Ihre Gästeanfragen bitte über folgendem Mailkontakt:
roemerkanal@stadt-rheinbach.de
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag: 10:00 - 12:00 und 14:00 - 17:00 Uhr
Samstag und Sonntag: 11:00 bis 17:00 Uhr
Montags geschlossen
Weitere Informationen unter:
EXTRABLATT
Zur Einweihung des Römerkanal-Informationszentrums in Rheinbach am 27.Sep.2019 hat der Freundeskreis Römerkanal e.V. ein Extrablatt herausgegeben. In dieser kleinen Zeitschrift wird der Werdegang des Freundeskreises von der Gründung bis hin zur Erbauung des Römerkanal-Informationszentrum in Bild und Text wieder gegeben.
Extrablatt [pdf 5,83 MB]